Herzensangelegenheit

Bereit für die Menschwerdung Gottes im HIER und JETZT

Wie das Volkes Israel, vor mehr als 2000 Jahren, sehnen auch wir uns nach Freiheit, Frieden und Glück. Angesichts der vielen Krisenherde ist die Sehnsucht mehr denn je, ob uns das bewusst ist oder nicht. Mit der Menschwerdung Jesu wurden und werden uns völlig neue Möglichkeiten gegeben, darauf eine nachhaltige Antwort zu finden.

Die Quelle in uns entdecken

Vielen Menschen erleben, dass Glück von nur kurzer Dauer ist. Demgegenüber gibt es unzählige Zeitzeugen und Quellen, die aufzeigen, wie wir nicht zufällig, sondern nachhaltig glücklich sein können.

Eine fast tausend Jahre alte Erkenntnis (von Bernhard von Clairvaux) zeigt auf, dass es eine Quelle in uns gibt, die wir dann erfahren können, wenn wir unser Sorgen an Gott abgeben und dabei leer werden wie eine Schale.

Auf diese Weise können wir erfahren, was Jesus uns zusagt: dass wir das Leben haben und es in Fülle haben. (Joh.10,10)

Damit eng verbunden ist die Bitte von Jesus um die Erfahrung des Eins-Sein (Joh. 17,21), das nicht ein fernes Ziel, sondern Ausgangspunkt unseres Denkens und Handelns sein sollte. 

Was uns manchmal hinderlich ist: ein falsches Bild von uns selbst und der „Welt“

Es braucht aber den Mut und die volle Entschlossenheit hinzuschauen, was uns wirklich ausbremst mit der Bereitschaft zu einer nachhaltigen Veränderung. Sicherlich hat jeder von uns schon wichtige Schritte in dieser Richtung unternommen, Mechanismen zu überwinden, die wir als Überlebens-Strategien „entlarvt“ haben und die uns manchmal glauben lassen, dass das Leben feindselig ist und Andere uns ablehnen. 

Unsere wahre Identität

Der Adventskalender unserer Weggemeinschaft soll uns unterstützen, ein tieferes Verständnis für unsere wahre Identität, die in Gott ihren Ursprung hat, zu entwickeln und uns darin zu verankern. 

Damit können wir im Auf und Ab des Lebens besser bestehen und einen Beitrag leisten, die Grundwerte der Menschheitsfamilie zu leben und wachsen zu lassen. 

In diesem Zusammenhang möchten wir Angelus Silesius, einen Vorreiter für ein tieferes Verständnis für die Menschwerdung Gottes zu Wort kommen und uns von ihm mit einem täglichen Impuls durch den Advent begleiten lassen:

Johann Scheffler/ Angelus Silesius – einer von uns!

Angelus Silesius wurde mit dem bürgerlichen Namen Johann Scheffler 1624 in Breslau geboren wurde. Die Auswahl seines Lebenszeugnisses mag überraschen, da er vor 400 Jahren gelebt hat. Das Eintauchen in sein Lebenswerk hat uns bei der Vorbereitung jedoch entdecken lassen, dass viele Herausforderungen seines Lebens auch unseren Lebensalltag erhellen können. Deshalb möchten wir den Raum dafür öffnen, Angelus Silesius in seiner Lebensgeschichte und in seinen Schriften zu begegnen. Dabei können wir auch eigenes Erleben wieder erkennen und vom Herzen her berühren lassen.

Wir erleben immer wieder Verluste

Angelus verlor mit 13 Jahren seinen Vater und wenige Zeit später seine noch junge Mutter. Zusammen mit seinen beiden Geschwistern blieb er als Vollwaise zurück.

Wir sind von persönlichen als auch gesellschaftlichen Verunsicherungen umgeben

Auch Angelus durchlebte während der Zeit vom 30-jährigen Krieg eine starke Verunsicherung mit vielen quälenden Fragen.

Immer wieder stoßen wir an Grenzen.

Manchmal ist es gerade das Leidvolle, das uns herausfordert, auf die Suche zu gehen. Angelus machte sich nach dem Abitur auf den Weg, um Medizin und Philosophie zu studieren. Weit weg von seiner Heimat kommt er eines Tages in Kontakt mit Schriften von einem einfachen Schuster (!!), der heute als der erste deutscher Philosoph bekannt ist: Jakob Böhme. Er fühlt sich zutiefst von seiner Erfahrung angesprochen. 

Krankheiten kennt jeder von uns.

Doch gerade schwerere Krankheiten gehen manchmal einher mit dem Nachsinnen über das Leben. Mit 20 Jahren durchlebte Angelus Silesius einen solche Phase, an dessen Ende ihm eine umwerfende Begegnung mit dem Göttlichen zuteil wird, die seine Sichtweise und sein Weltbild auf den Kopf gestellt hat: Gott möchte durch uns in die Welt hineinwirken und wir sind seine Wohnstätte! 


In einer Weggemeinschaft Licht und Ermutigung erfahren

Viele von uns haben in einer Weggemeinschaft schon Licht und Ermutigung erfahren. Dies ist auch das Anliegen von unserem Angebot. 

Angelus Silesius stößt nach seiner Erkrankung auf Personen, mit denen er einen intensiven Austausch über unsere menschlich-göttliche Natur beginnt.

Konsequenzen ziehen


Manchmal drängen uns Missstände dazu, für etwas zu kämpfen und ggf. Konsequenzen zu ziehen

Angelus Silesius wurde bewusst, dass die mystische Dimension in der lutherischen Kirchenlehre verloren gegangen war und prangerte das intensiv an. Er stößt aber auf großen Widerstand und wendet sich deshalb der katholischen Kirche zu und wird Priester.  

Dem Göttlichen unmittelbar begegnen

Wenn wir dem Göttlichen unmittelbar begegnen, dann scheint es oft unmöglich, diese Erfahrung in Worte zu fassen. Auch Angelus Silesius war an diese Grenze gestoßen, hat aber nicht aufgegeben. Erst 12 Jahre nach seiner ersten mystischen Begegnung hatte er einen Weg gefunden, durch „Sinn- und Schlussreime“ die Grenze aufzubrechen.

Ein Geschenk an die Menschheit

Seine Schriften wie der „Cherubinische Wandersmann“ zählen nicht nur zur Weltliteratur, sondern dürfen als ein einzigartiges Gnadengeschenk an die Menschheit verstanden werden. Diese geben  Antwort auf die tiefste Sehnsucht des Menschen sein Leben aus der Einheit mit Gott zu gestalten und ist somit für das Überleben der menschlichen Spezies von größter Bedeutung.

Wir nehmen die Herausforderung an!

Auch wenn wir in einer christlichen Tradition großgeworden sind, passiert es vielen Menschen, dass ihre Sehnsucht nach einer tieferen Begegnung mit dem Göttlichen sie auf neue Wege führt. Angelus Silesius wollte seine Erfahrungen und Erkenntnisse einbringen und wurde abermals enttäuscht und abgelehnt. Somit ist sein Anliegen weiterhin brandaktuell und wird damit an uns weitergereicht, wie es Karl Rahner und andere immer wieder anmahnen: „Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, oder er wird nicht sein.“

Diese Einladung möchten wir mit dem 1. Vers von Angelus Silesius aus dem Adventskalender verlebendigen und auf uns wirken lassen:

Halt an, wo läufst du hin, 
der Himmel ist in dir; 

Suchst du Gott anderswo,
du fehlst ihn für und für.
 „

P.S. 

Das Wort «Mystik» stammt aus dem Griechischen und kann zurückgebunden werden an die Worte «myein» = «Mund bzw. Augen schließen». 

In diesem Zusammenhang erscheint uns wichtig, darauf hinzuweisen: 

Die Zeit der Stille und der damit verbundene Weg der Desidentifikation müssen am Ende zurück in den Alltag und zur Übernahme der sozialen Verantwortung führen.